Chronik
Im Jahre 1874 beschlossen einige Männer der damaligen Gemeinde Oberndorf die "Freiwillige Feuerwehr Oberndorf" zu gründen. Im sogenannten "Grundbuch" ist diese Absicht schriftlich festgehalten. Als Datum des Beitritts der ersten 5 Mitglieder ist dort der 28. Oktober 1874 vermerkt.
Die Namen dieser ersten Wehrmänner waren:
- Michael Schmidbauer, Kalkofen
- Michael Schwank
- Jakob Knittl (bereits am 6. Januar 1899 wieder ausgetreten)
- Wolfgang Berghammer
Bereits am 1. Januar und am 10. Februar 1875 traten weitere 10 Männer der Wehr bei. Von diesen Männern trat Bertl Bleier bereits am 1. Dezember 1873 der Abbacher Wehr bei. Er war somit der 1. Oberndorfer Feuerwehrmann. Weitere 8 Oberndorfer Männer schlossen sich dem Verein am 26. und 28. Oktober 1876 an. Letzteres Datum ist auch der Beitritt zum Landesverein.
Nicht vermerkt ist, welche Ausrüstung den Wehrmännern zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stand.
Am 1. Februar 1896 betrug die Mitgliederzahl 43 Mann. Als Zeugwart ist dort Jakob Gleixner (Mußl, Herrengasse) genannt. Als Mitglieder der Vorstandschaft (Verwaltungsrat) werden damals genannt:
- Vorstand: Florian Wagner (Lehrer)
- Hauptmann (Kommandant): Ignaz Pfeiffer (Schuhmacher)
- Adjutant (stellv. Kommandant): Johann Schwarz (Maurer)
- Kassier: Jakob Knittl (Söldner u. Bürgermeister)
Das Jahr 1900, der Jahrhundertwechsel, brachte dem Verein ein besonderes Ereignis: Wie es sich für eine Gemeinschaft gehört, beschaffen sie sich eine eigene Fahne. Ob es zu diesem Anlass eine besondere Feier gab, ist nicht festgehalten. Jedenfalls kann die Wehr im kommenden Jahr das Hundertjährige seiner alten Fahne feiern.
In den Jahren 1915 - 1919 sind keine Eintritte in die Wehr vermerkt. Erst nach Rückkehr aus dem Weltkrieg werden Neuaufnahmen in den Jahren 1920/21 vermerkt. Bei der Neuwahl am 28. Dezember 1921 erscheinen im Verwaltungsrat neue Namen:
- Vorstand: Johann Berghammer (Herrengasse)
- Kommandant: Xaver Schwank (Donaustraße)
- Adjutant: Michael Loderemeier (Donaustraße)
- Kassier: Josef Gleixner (Donaustraße)
- Zeugwart: Josef Lichtenwald (Donaustraße)
Mit dem Zuzug von Hauptlehrer Josef Ernst im Jahr 1923 (Eintritt 01.02.1923) erfolgte anlässlich der nächsten Mitgliederversammlung ein Wechsel in der Führung des Vereins. Für den ausscheidenden Johann Berghammer wurde Josef Ernst zum Vorstand gewählt. Im Grundbuch ist ab diesem Zeitpunkt von jeder Generalversammlung ein Protokoll angefertigt.
Anlässlich der Generalversammlung am 6. Februar 1926 wurde beschlossen, am 30 Mai desselben Jahres das 50jährige Gründungsfest in größerem Umfang zu feiern. Die Wehr bestand zu diesem Zeitpunkt aus 50 Mitgliedern. Über den Verlauf des Jubiläums gibt der Chronist keine Auskunft. Für den am 29. Dezember 1926 an Gehirnschlag plötzlich verstorbenen Adjutanten Michael Lodermeier wird anlässlich der Generalversammlung am 31. Dezember der bisherige Steiger Albert Lehner mit 32 Stimmen zum Adjutanten gewählt. Eine neue Vorstandschaft brachte die Neuwahl anlässlich der Generalversammlung am 29. Dezember 1928. In der geheimen Abstimmung wurden in den Ausschuss nachstehende Wehrmänner gewählt:
- Vorstand: Josef Ernst (mit 30 von 42 Stimmen)
- Kommandant: Albert Lehner (mit 35 von 43 Stimmen)
- Adjutant: Josef Dießinger (mit 30 von 46 Stimmen)
- Schriftführer: Josef Ernst (mit 39 von 44 Stimmen)
- Kassier: Josef Gleixner sen. (mit 43 von 47 Stimmen)
Nach dem Rücktritt von Kommandant Albert Lehner während der laufenden Wahlperiode wurde am 22. August 1931 Johann Lodermeier zum neuen Kommandanten gewählt.
Im Vereinsjahr 1932 hatte die Wehr den vielleicht größten Schadenfall in seiner Geschichte. Den genauen Ablauf der Brandkatastrophe bei der Brauerei Berghammer sind im Protokoll des Jahres 1932 festgehalten:
Protokoll (Aufgenommen am 14. Januar 1933)
In dem abgelaufenen Jahr wurde unsere Wehr zur Hilfeleistung bei einem Großfeuer alarmiert.
Am 21. September 1932 wurde nachmittags gegen 16.45 Uhr im Streuschuppen der Brauerei Berghammer durch 2 im 4. Lebensjahr stehende spielende Knaben das dort lagernde Stroh in Brand gesetzt. Mit rasender Schnelligkeit griff der Brand auf den angebauten Getreidestadel, den Rinder- und Schweinestall und das Wohn- und Wirtschaftsgebäude über, die sämtliche unter einem Dache aneinander hängten.
Mit größter Anstrengung konnte das Rindvieh von dem Besitzer des Anwesens Christian Berghammer, dessen Sohn Josef, dem Bruder Johann Berghammer, dem Hauptlehrer Ernst und den Dienstboten des Besitzes losgekettet, aus dem Stall auf den eingezäunten Turnplatz in Sicherheit gebracht werden. Die letzten drei Rinder konnten nur mehr mit größter Kraftanstrengung von dem Besitzer und Hauptlehrer Ernst sowie einigen inzwischen eingetroffenen Feuerwehrmännern aus dem Stall, in dem bereits Feuer und Rauch schlug, in Sicherheit gebracht werden.
Nur ein Zuchteber, der abseits von den übrigen Schweinen in einem Stall untergebracht war, der in dem Streuschuppen, in dem der Brand ausbrach, lag, musste ersticken und verbrennen. Sein halbgebratener Körper wurde von herbeigelaufenen, herumlungernden Burschen und Männern aus Abbach noch während des Brandes in Stücke gerissen und fortgeschleppt. Fürwahr, ein widerliches Bild. Der herrschende Ostwind bedrohte auch die Pferdestallung und das Bräuhaus mit der Gäranlage, dessen Verschallung bereits vom Feuer erfasst wurde. Nur durch das rasche und besonnene Eingreifen der Freiw. Feuerwehr konnten diese Gebäude ohne nennenswerten Schaden vor Vernichtung geschützt werden. Mit besonnener Tollkühnheit retteten unsere jungen Feuerwehrmänner nahezu das gesamte Inventar aus dem brennenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Zur Brandbekämpfung waren in rascher Folge die Freiwilligen Feuerwehren von Abbach, Lohstadt, Poikam, Matting, Lengfeld, Peising, Kapfelberg und Graßlfing erschienen. Die 4rädrige Motorspritze von Lengfeld versagte. Trotz 5stündiger Versuche saugte sie kein Wasser an.
Am 22. September räumte unsere Feuerwehr den ganzen Tag den Brandplatz auf. Nach 14 Tagen begann durch Baumeister Schindler von Saal der Wiederaufbau.
Bereits am 4. Dezember 1932 wurde das neuaufgebaute Wohn- und Wirtschaftsgebäude und der moderne Rinderstall sowie der eingebaute Schweinestall bezogen. Als die ersten Gäste zogen die zahlreichen Schützen und Treiber der an diesem Tage in Oberndorf stattfindenden Treibjagd ein.
Im Sommer 1933 erfolgte die Ausmalung sämtlicher Räume sowie der Wiederaufbau eines freistehenden Stadels mit eingebauter Pferdestallung und Futterkammer.
Ernst, Vorstand und Schriftführer
Der Vereinsvorstand Josef Ernst wurde vom Bayer. Landesfeuerwehrverband unterm 15. März 1934 nach Ziffer 99 der Vollzugsbestimmungen zum Bezirksoberbrandmeister für den Bezirk (Landkreis) Kelheim ernannt.
Ohne besondere große Ereignisse gestalteten sich die folgenden Jahre. Es gab keine besonderen Einsätze, wobei auf die Ausbildung weiterhin besonderer Wert gelegt wurde. Ein Zeichen des Könnens wurde anlässlich einer Großübung am 17. Mai 1937 durch einen Bezirksfeuerwehrappell gezeigt. Die Wehren von Oberndorf, Poikam und Lohstadt zeigten bei verschiedenen Übungen den Stand ihres Könnens. Höhepunkt war eine Einsatzübung beim Anwesen Karl Schweiger. Der Chronist kann sich noch gut erinnern, wie die schreienden Schweigerbuben Karl und Otto und andere Buben aus dem oberen Stockwerk gerettet wurden.
Mit Beginn des Krieges am 1. September 1939 fehlen die Eintragungen im Grundbuch. Viele der jungen Wehrmänner, aber auch eine Anzahl 40jähriger musste die Heimat verlassen. Unter ihnen auch der Vorstand Josef Ernst. Trotzdem ging das Leben in der Wehr weiter. Im Jahr 1942 wurden die entstandenen Lücken teilweise durch Jugendliche aufgefüllt. Am 1. Juli traten 9 Jugendliche im Alter von 14 - 17 Jahren der neugegründeten Jugendwehr bei. Leiter war Artur Brandl, der auch in der Zellwolle Kelheim bei der Werksfeuerwehr tätig war. Warum mehrere Seiten im Grundbuch fehlen (Kriegsjahre), kann hier nicht festgestellt werden. Der Krieg hat auch bei der Oberndorfer Wehr tiefe Wunden gerissen.
Erst zwei Jahre nach dem Ende des großen Krieges, der bei vielen Oberndorfer Familien tiefe Wunden gerissen hatte, konnte mit einem Neuanfang der Wehr begonnen werden. Mit Schreiben des Landratsamtes Kelheim, bzw. der amerikanischen Militärregierung vom 26. Februar 1947 wurde die Erlaubnis zur Bildung einer örtlichen Feuerwehr gegeben.
Anlässlich beim 1. Generalmitgliederappell am 28. Februar 1948 wurden die Namen von 8 neuen Mitgliedern bekanntgegeben. Eine neue Führung wurde gewählt, mit Johann Lodermeier als Vorstand und Andreas Reil als Kommandant.
Die Währungsreform brachte den Verein um sein gesamtes Vermögen. Eine Verbesserung für den Brandeinsatz sollte der Ankauf einer neuen Motorspritze bringen. Der Kaufpreis betrug 1.706,55 DM. Die Arbeit an der handbetriebenen Spritze entfiel somit.
1954 kam die Wehr zur Erkenntnis, dass die im Jahr 1951 beschaffte TS 4 (Tragkraftspritze) nicht den erforderlichen Leistungen entsprach. Man kam mit dem Händler überein, dass dieser die TS 4 zum Einkaufspreis in Zahlung nahm und eine TS 8 zum Aufpreis von 2.704 DM lieferte. Das Jahr 1954, als 80jähriges Geburtsjahr der Feuerwehr wurde in einem besonderen Rahmen gefeiert. Leider störte Dauerregen die Feierlichkeiten erheblich. Das ganze Dorf hatte sich für das große Fest vorbereitet. Nach einer längeren Regenperiode verzogen sich die Regenwolken am Festsonntag. Sogar die Sonne zeigte sich zeitweilig am Himmel. Leider hat der Chronist versäumt zu erwähnen, welche Vereine sich an dem Fest beteiligt haben. Nur die Zahl 30 ist im Grundbuch genannt.
Die folgenden Jahre brachten für die Wehr nichts Wesentliches. Eine Änderung in der Führung brachte der Weggang des Kommandanten Artur Brantl. Als Nachfolger wurde Josef Gleixner gewählt. Obwohl die Oberndorfer Wehr bei ihren Löscheinsätzen nicht über Wassermangel zu klagen hatte - die Donau sorgte für den entsprechenden Nachschub - brachte die Fertigstellung der zentralen Wasserversorgung im Jahr 1965 eine wesentliche Verbesserung für das Feuerschutzwesen. Zum ersten Mal legte im Jahr 1965 eine Löschgruppe unter Leitung von 2. Kommandant Albert Gruber das Leistungsabzeichen in Bronze ab.
Neben den gefürchteten Hochwässern die in unregelmäßigen Abständen den Ort Oberndorf heimsuchten - das Ende dieser Plagen wurde in den Jahren 1977/78 durch den Bau eines Hochwasserschutzdammes geschaffen - war das Zufrieren der Donau. Ein Ereignis, das dem Ort immer wieder Sorgen bereitete. Meist war das Brechen des Eises und mit ihm das Abgehen des Eisstoßes mit einer kurzfristigen Überschwemmung der größten Teils des Ortes verbunden. Es gab einen Spruch, der lautete: "Wenn es den Eisstoß macht, dann muss man bei jedem Gang ins Obergeschoß einen Gegenstand mitnehmen". Der letzte Eisstoß war im Jahr 1956. Bei seinem Abgang war ein Teil des Ortes kurzfristig überschwemmt. Die Fahrstraße nach Bad Abbach war mit großen Massen von Eis bedeckt, dass sie stundenlang nicht befahren werden konnte. Erst mit einem Rollader der Fa. Hofmeister konnte die Straße beim Steinbruch wieder passierbar gemacht werden.
Das Jahr 1965 war für den Ort an der Donau besonders schlimm. Waren die Oberndorfer es gewohnt, dass in gewissen Zeitabständen die Donau über die Ufer trat, so brachte dieses Jahr ein Jahrhunderthochwasser, wie es noch kein Mensch erlebt hatte. In den meisten Häusern an der Dorfstraße stand das Wasser bis zu einem Meter hoch, manchmal noch höher.
Auch die Gastwirtschaft der Brauerei Berghammer, die bestimmt sehr hoch liegt, war überflutet. Auf der Dorfstraße stand das Wasser ca. einen dreiviertel Meter hoch. Zwar war die örtliche Wehr nicht als solche im Einsatz. Diejenigen, bei denen das Wasser im Haus war, hatten mit den Bergen von Mobiliar, Maschinen und Geräten sowie dem Vieh zu tun. Andere halfen ihren Nachbarn oder Bekannten. Das Helfen innerhalb der Dorfgemeinschaft war beispielhaft. Trotz aller Hilfsbereitschaft war dringend Hilfe von außerhalb notwendig. Durch persönliche Vermittlung von HptFw. Xaver Aigner vom VBK 62 in Regensburg, einem Kameraden von Franz Schröppel, kamen 2 Schwimmpanzer der Bundeswehr nach Oberndorf. Der Chef dieser Einheit, Hauptmann Kort von der PzPiKp 120 aus Amberg leitete die Bergung von gefährdetem Vieh, das zum Teil schon bis zum Bauch im Wasser stand, von Adolf Riepl und Rudolf Dießinger. Die Pioniere blieben auf Wunsch von Bürgermeister Johann Lodermeier noch ca. 14 Tage im Ort und pumpten viele Keller vom Wasser frei.
Im Jahr 1969 wurde mit dem Bau eines modernen Gerätehauses begonnen, das allen Ansprüchen einer modernen Feuerwehr genügen sollte. Durch freiwilligen Einsatz vieler Wehrmänner konnten die Entstehungskosten niedrig gehalten werden. Sie betrugen ca. 35.000 DM. Für ein Haus mit 2 Geräteräumen und einem Gruppenraum. Die Segnung des Hauses erfolgte am 31. Januar 1972 durch H.H. Kaplan Meindlschmidt. Bei diesen Arbeiten hat sich der 1. Kommandant Josef Gleixner große Verdienste erworben und ein bleibendes Andenken gesetzt.
Durch den Wegzug des langjährigen Vorstandes Johann Lodermeier nach Gemling war die Wahl eines neuen Vorstandes notwendig. Am 13. März 1968 wurde Albert Gruber zu seinem Nachfolger gewählt. Johann Lodermeier wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Wegen des Rücktritts des 1. Kommandanten Josef Gleixner waren anlässlich der Jahreshauptversammlung 1970 Neuwahlen:
- Vorstand und Schriftführer: Ernst Gassner
- Kommandant: Albert Gruber
- Stellv. Kommandant: Franz Schröppel
- Kassier: Johann Westermeier sen.
Das Jahr 1973 brachte für die gesamte Wehr erhebliche Arbeit mit der Vorbereitung des 100jährigen Gründungsfestes mit Fahnenweihe im Jahr 1974. Als Termin wurden die Tage vom 15. - 17. Juni festgesetzt. Zur Vorbereitung des großen Festes wurde ein aus 12 Mitgliedern bestehender Festausschuss gebildet. Ihm gehörten an Vorstand Ernst Gassner, 1. Kommandant Albert Gruber, 2. Kommandant Franz Schröppel, Kassier Johann Westermeier sen., Ernst Gassner jun., Johann Gleixner, Ernst Neuberger, Christian Knittl, Karl Vocht, Johann Dießinger, Konrad Gleixner und Christian Berghammer.
In einer der ersten Sitzungen wurde beschlossen, anlässlich des 100jährigen Gründungsfestes eine neue Fahne anzuschaffen. Mit der Anfertigung wurde die Firma Kössinger in Schierling beauftragt. Zur Bestreitung der Anschaffungskosten wurde bei den Oberndorfer Bürgern eine Spendenaktion durchgeführt. Für ihre Feuerwehr ließen sich die Oberndorfer nicht lumpen und spendeten die stattliche Summe von fast 4000 DM.
Große Schwierigkeiten bereitete dem Ausschuss die Anmietung eines Festzeltes. Glaubte einer der Anbieter vom Verein eine Garantiesumme von 100 hl Bier zu bekommen, so meinte der andere, dass in Oberndorf wenig Geschäft zu machen sei, da der Ort wegen der Donau und der weiten Entfernung zu einem größerem Ort zu wenig Hinterland besitzt. Erst in Verbindung mit der Brauerei Zirngibl aus Bad Abbach konnte von der Firma Sauer aus Burgweinting ein Zelt angemietet werden. Als Bierlieferant wurde die Brauerei Zirngibl verpflichtet. Die musikalische Gestaltung sollte die Schaukapelle Wastl Müller aus Thalmassing an den beiden ersten Tagen übernehmen. Am dritten Tag (Montag) wurde die Kapelle Kormann aus Regensburg verpflichtet. Was wäre ein solches Fest ohne eine charmante Fahnenmutter und junge, nette und hübsche Festdamen. Es bedurfte kein langes Suchen und Betteln. Mit Frau Gertrud Neuberger wurde die passende Fahnenmutter gefunden, die bereit war, dieses ehrenvolle Amt zu übernehmen. Hildegard Berghammer wurde Fahnenbraut. Jutta Berghammer, Katharina Dießinger, Christine Fänerl, Lydia Gleixner, Eva Gassner, Elisabeth Gruber, Berta Reil, Monika Schröppel, Maria Schröppel, Rita Stark, Annelies und Heidi Westermeier stellten sich als Festdamen zur Verfügung.
Wie bei der 80-Jahrfeier im Jahr 1954 wurde der Wehr aus Matting wieder die Patenschaft angeboten, was von dort auch angenommen wurde. In eifriger Zusammenarbeit wurden die Festvorbereitungen durchgeführt. In Eigenleistung wurde das Festzelt zwischen Brauerei Berghammer und dem Donauufer aufgestellt. Leider hatten sich die Gestalter des Festes für die Vorbereitungen kein gutes Wetter bestellt. Die ganze Woche vor dem Fest goss es in Strömen. Aber der Herrgott hatte auch mit den Oberndorfern wieder ein Einsehen. Am Freitag klärte sich der Himmel auf. Am Samstag strahlte die Sonne von einem blauen Himmel. Das heitere Wetter blieb auch noch den Sonntag und Montag. Erst am Montagabend zogen wieder Regenwolken auf und es goss in Strömen. Die Festlichkeiten begannen am Samstag mit dem Gedenken der Verstorbenen Wehrmännern am Kriegerehrenmal im Friedhof und einer Kranzniederlegung. Beim anschließenden Festabend im Festzelt wurden eine Anzahl langjähriger Wehrmänner mit einer Urkunde und Ehrennadel geehrt. Der Sonntag wurde mit Böllerschüssen und dem Weckruf der Festkapelle eingeleitet. Nach dem Abholen von Fahnenmutter und Festdamen, sowie dem Patenverein trafen die ersten von 44 Gastvereinen am Ortseingang ein. Sie wurden im Festzelt von Vereinssprecher Karl Vocht begrüßt. Zum Festgottesdienst, gehalten von Kaplan Memminger, marschierten die Vereine mit ihren Fahnen über die Donaustraße - Herrengasse - Am Unteren Weinberg zum alten Sportplatz. Nach dem Festgottesdienst mit Weihe der neuen Fahne ging es zurück zum Festzelt. Ein weiterer Höhepunkt des großen Festes war der großartige Festzug durch den festlich geschmückten Ort. Hunderte von Zaungästen säumten den Weg des Zuges mit seinen Fahnen. Der weite Weg, die Hitze des Tages sowie das süffige Bier verursachten einen Stau beim Bierausschank. Es war ein Fest, mit dem alle Beteiligten zufrieden waren. Der abschließende Montagabend brachte nochmals einen festlichen Höhepunkt mit der Kapelle Kormann aus Regensburg.
Der Jahresbericht 1974 berichtet davon, dass der Gemeinderat beschloss, die Alarmierung der Wehr über Funkalarmierung durch die Polizeiinspektion Kelheim zu tätigen. Der Anschluss erfolgte im Jahr 1976. Das Jahr 1978 brachte für die Wehr eine Änderung in der Unterstellung. Am 1. Januar 1978 wurde die Gemeinde Oberndorf im Zuge der Gebietsreform in die Marktgemeinde Bad Abbach eingegliedert, d.h. die Wehr unterstand ab diesem Zeitpunkt der Marktgemeinde.
Vor der Eingemeindung hatte der Gemeinderat von Oberndorf unter Bürgermeister Ernst Gassner beschlossen, ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug für die Wehr zu kaufen. Für den Preis von 29.000 DM wurde bei der Firma Jahn in Nürnberg ein Fahrzeug (TSF) der Firma Bachert bestellt. Dieses Einsatzfahrzeug wurde am 9. November 1978 in Bad Friedrichshall (Baden - Württemberg) abgeholt. Bei der Ankunft in Oberndorf wurde das nagelneue Fahrzeug mit Blaulicht und eingeschaltetem Martinshorn durch den Ort gefahren.
Das Jahr 1984 brachte der Wehr ein weiteres Jubiläum. Seit der Gründung waren 110 Jahre vergangen. Es stellte sich die Frage, ob man dieses Ereignis in großem oder in einem kleinen Rahmen feiern sollte. Man entschied sich für die kleine Lösung. Dankeswerter Weise erklärte sich der Turnverein bereit, sein Dorffest im Mai mit der Feuerwehr zu teilen. Am 2. und 3. Juni (Samstag / Sonntag) wurde in einem Zelt auf dem alten Sportplatz mit den Vereinen der Großgemeinde und dem Patenverein Matting gefeiert. Am Samstag wurden anlässlich eines Festabends 44 Wehrmänner für ihre langjährige Mitgliedschaft vom Schirmherrn, Bürgermeister Jakob Will, mit Plaketten in Gold, Silber und Bronze sowie mit einer Urkunde geehrt. Als ältestes Mitglied wurde Sebastian Brunner für 70jährige Mitgliedschaft geehrt. Die fast vollzählig erschienenen Festdamen wurden mit einem Blumenstrauß geehrt. Gleichfalls mit einem Blumenstrauß wurden die beiden Fahnenmütter Hedwig Schmidbauer (1954) und Gertrud Neuberger (1974) vom Kommandant Franz Schröppel geehrt. Der Sonntag wurde mit einem Festgottesdienst und gemütlichem Beisammensein gefeiert.
Der 27. Februar 1985 brachte für den Verein einen schweren Schlag. Infolge eines Herzleidens verstarb plötzlich und unerwartet Ernst Gassner. Er war von 1966 bis 1978 der letzte Bürgermeister der Gemeinde Oberndorf. Ab 1978 war der Verstorbene auch Mitglied des Marktgemeinderates in Bad Abbach. Ernst Gassner war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Oberndorf vom 8.3.1947 bis zu seinem Tode. Ab 1950 war er Schriftführer des Vereins und ab 1970 Vorstand. Anlässlich der folgenden Jahreshauptversammlung am 27. Dezember 1985 wurde der bisherige 1. Kommandant Franz Schröppel zum 1. Vorstand gewählt. Günther Kaller wurde 1. Kommandant der Wehr. Nachdem die bisherige Ziegler Tragkraftspritze nach 32 Jahren den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde von der Marktgemeinde eine neue Tragkraftspritze TS 8/8 gekauft. Am 31. Mai 1987 erhielt sie anlässlich eines Festgottesdienstes auf dem Dorfplatz von Pfarrer Dr. Charles Agu aus Nigeria den kirchlichen Segen.
Im Jahr 1992 wurde mit der Stützpunkt Feuerwehr Bad Abbach vereinbart, dass Männer der Oberndorfer Wehr für den Einsatz mit schwerem Atemschutz ausgebildet werden sollen und bei Einsätzen der Abbacher Wehr mit herangezogen werden. Nach mehrjähriger Diskussion in den Führungsspitzen wurde die in den 30er Jahren abgeschafften Feuerwehrverbände Anfang der Neunziger Jahre neu gegründet. Im Jahr 1993 war es so weit, dass ein Feuerwehrverband in Bayern ins Leben gerufen wurde. Die Wehr von Oberndorf zählte zu den Gründungsmitgliedern im Kreisfeuerwehrverband Kelheim. Der Beitritt erfolgte am 27. Juni 1993. Der 14. Januar 1994 verlangte von der Wehr eine besondere Einsatzbereitschaft. In den Morgenstunden brach in der Wohnung von Josef Gleixner sen. durch ein explodierendes Fernsehgerät ein Brand aus. Durch den raschen und Tatkräftigen Einsatz der örtlichen Wehr konnte schlimmeres verhindert werden. Wegen Verdachts einer Rauchvergiftung mussten mehrere Familienmitglieder in ein Regensburger Krankenhaus gebracht werden. Neben erheblichen Gebäudeschäden entstand auch großer Schaden an der Einrichtung.
Die 120jährige Gründung der Wehr wurde im Jahr 1994 gemeinsam mit dem Krieger- und Soldatenverein, der sein 70jähriges feierte, begangen. Nach einem gemeinsamen Gottesdienstbesuch mit Totengedenken am Kriegerehrenmal im Friedhof wurde im Vereinslokal Berghammer das 120jährige Bestehen gefeiert. Nach einer Festrede von Vorstand Franz Schröppel schloss sich ein Rückblick auf 120 Jahre Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Oberndorf an. Der Jahresbericht des Jahres 1994 berichtet zum ersten Mal von Mädchen als Mitglieder der Jugendwehr. Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 27.12.1995 in der Brauereigaststätte Berghammer beschloss die Mehrheit der Teilnehmer im Jahr 1999 das 125jährige Gründungsfest zu feiern. Zur Vorbereitung des Festes wollten die Wehrmänner auch dem Ort ein entsprechendes Bild nach außen bieten. Seit Jahren bot der Platz vor der Kirche - der früher die Zufahrt zur Fähre bildete - nicht den allerbesten Anblick. Nicht dass es eine Müllgrube war. Für den Ortskern doch kein erhebendes Bild. Vor einigen Jahren wurden bereits einige Planungsentwürfe bei der Marktgemeinde eingereicht. Aber wie das Sprichwort sagt: "Viele Köche verderben den Brei". Aber auch die leeren Kassen trugen dazu bei, dass es bei den Plänen blieb. Im Frühjahr 1998 trug der Festausschuss der Oberndorfer Wehr Bürgermeister Will die Bitte vor, doch dafür zu sorgen, dass der Kirchplatz neu gestaltet wird. Er sagte diesem Ersuchen zu mit der Auflage, dass die Kosten für die Gemeinde 55.000 DM nicht übersteigen, d.h. die Wehr muss sich mit entsprechenden Eigenleistungen an den Baumaßnahmen beteiligen. Im Laufe des Spätherbstes begann die Firma Prem aus Kelheim mit den Arbeiten. Nebenbei arbeiteten die Männer von der Wehr an verschiedenen Maßnahmen. Sie gruben Gräben, legten Leitungen für Wasser, Strom und Abwasser. Sie pflanzten eine von den 4 Oberndorfer Vereinen gespendete Linde. Einen für den Platz passenden Brunnen fertigte das Mitglied der Oberndorfer Wehr Helmut Stuhlfelder, Chef der Dombauhütte Regensburg. Besonderen Verdienst erwarben sich der 2. Vorstand Josef Gleixner jun. und Alfred Zenger. Aber auch Kirchenpfleger Christian Reil war treibende Kraft zum Gelingen des Werkes.
Sieben Wochen vor der 125 - Jahrfeier wurde die Oberndorfer Feuerwehr zu einer Wasserwacht. Die Donau, die seit Jahrhunderten unmittelbar am Ort vorbeifließt brachte über ihre Nebenflüsse Iller, Lech und eine Anzahl anderer Nebenflüsse riesige Wassermengen (ca. 2000 - 2200 Kubikmeter pro Sekunde). Unter früheren Verhältnissen wäre dieses Hochwasser für den Ort wieder zu einer Katastrophe geworden, ähnlich wie im Juni 1965. Damals waren die meisten Häuser des Ortes von dem Wasser überflutet. Die Donaustraße stand einen Dreiviertel Meter unter Wasser. Dank des Einsatzes und Hilfe verantwortlicher Männer wie Landtagsabgeordneter Dr. Merkl aus Teugn, Landrat Rudolf Faltermeier (Vater des derzeitigen Landrats) als auch Bürgermeister Ernst Gassner mit seinem Gemeinderat veranlassten bei Gesprächen mit der Obersten Baubehörde in München, dass Oberndorf einen nach modernen Gesichtspunkten erbauten Hochwasserdamm bekam. Schon mehrmals wurde bei mittleren Hochwassern, durch den in den Jahren 1977/78 erbauten Hochwasserdamm, der Ort vor Schäden bewahrt. Am Pfingstmontag stieg der Wasserspiegel des Stroms soweit, dass Überflutungen der Straße nach Bad Abbach und somit der Ort von der Außenwelt abgeschnitten wäre, denn die Straße nach Matting war bereits überflutet. Nur der Weg über den Berg (Neuer Weg) führte in die Außenwelt. Am Pfingstsonntag, während der Nachmittagsstunden war es dann so weit. Beim alten Steinbruch, beim Wochenendhaus Kammermeier trat das Wasser auf die Straße. An der Stelle wo vor Jahren beim Neubau die Straße tiefer gelegt wurde, leider! Zu diesem Zeitpunkt war die örtliche Feuerwehr unter ihrem Kommandanten Hubert Lederer alarmiert. Es begannen Stunden schwerer Arbeit. Nächte mit wenig Schlaf. Viel Arbeit, die sich für die Männer gelohnt hat. An der Donaustraße, dort wo die Häuser durch einen Damm geschützt sind, bestand die Gefahr, dass das Wasser in mehrere Parterrewohnungen eindrang. Mit Sandsäcken und Holzbarrieren wurde versucht, das Wasser von den Wohnungen und Garagen fernzuhalten. Mit Pumpen wurde das einsickernde Wasser abgepumpt. Nur der weitere Anstieg der Fluten brachte ein Einziehen des Wassers in 2 Wohnungen in der Donaustraße. Im Ort selbst bestand, dank des Schutzes durch den Hochwasserdamm, für Häuser keine Gefahr.
Nur an einer Stelle, beim Kirchplatz, wurde ein Durchsickern des Wassers durch den Damm festgestellt. An dieser Stelle wurden in den ersten Jahren nach dem Dammbau Leckstellen erkannt und an der Donauseite eine Spundwand geschlagen. Doch gibt es nach wie vor undichte Stellen. In der Herrengasse bei Westermeier trat Wasser aus dem Untergrund und musste von der Wehr abgepumpt werden. Auch der alte Turnplatz war durch Aufsteigen des Grundwassers überschwemmt. Mit zwei Pumpen wurde auch dieses Problem gelöst. Eine Gefahr bestand beim Pfalzgraf - Otto - Weg. Das in den oberen Krautfeldern aufsteigende Grundwasser drängte über den Weg in Richtung Anwesen Berghammer Johann. Bei ihm bestand die Gefahr, dass das Wasser in den Keller eindringen würde. Aber auch dieses Problem konnte von den Männern um Hubert Lederer und Alfred Zenger gemeistert werden. Man kann sagen, sie haben sich meisterlich geschlagen. Ein weiteres Ereignis, das nicht vorhersehende Folgen hätte haben können, muss hier vermerkt werden. Am linken Donauufer, zwischen Donau und Donau - Main - Kanal wird zur Zeit ein Kraftwerk gebaut. Die starke Strömung riss auf einer Länge von ca. 100m den Schutzstamm des Kanals weg, dabei wurde eine größere Anzahl von Containern der Baufirma abgetrieben. Um den Damm in kurzer Zeit wieder zu reparieren, wollte man bei der Kanalbrücke beim Klärwerk im Kanal einen Damm zum Absperren des Wassers aufschütten. Sämtliches Wasser (ca. 2200 m³ pro Sekunde) wäre ins Donaubett gedrängt und somit eine erhebliche Gefahr für die Hochwasserdämme in Bad Abbach und Oberndorf geworden und damit auch für beide Orte. Nur dem energischen Einschreiten von Bürgermeister Will und dem Landratsamt Kelheim ist es zu verdanken, dass dieses Vorhaben zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Ausführung kam.